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Moderne Landschaftsarchitektur
Moderne Landschaftsarchitektur verknüpft Ästhetik mit ökologischem Bewusstsein und sozialer Verantwortung. Nach einer kurzen Reise durch die Geschichte der Landschaftsarchitektur gehen die Autoren Daniel Schaar und Juliane Frank darauf ein, was bei ihrer Arbeit heute besonders wichtig ist, und umreißen ein Berufsportrait, ehe sie sich ihrem erklärten Lieblingsthema widmen: Pflanzen. Mit grünen Oasen schaffen sie "kleine Paradiese im urbanen Dschungel".
Bild: Grkatz / Getty Images
München, 28. März 2024
Der Begriff und auch der Beruf des Landschaftsarchitekten sind gar nicht so geläufig, wie wir, die dieser Berufung gefolgt sind, gemeinhin denken. Was ein Architekt macht, weiß eigentlich jeder: Häuser bauen. Aber Landschaft und Architekt, geht das zusammen? Und: Kann man Landschaft eigentlich bauen? Unter Landschaft stellen wir uns in der Regel großartige Natur vor, wild und unberührt. Ein paradiesischer Zustand, der vielleicht bis zum biblischen Sündenfall existierte. Aber schon kurz danach beginnt unsere Geschichte, also die der Landschaftsarchitektur.
Der Wille, Landschaft nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten und zu prägen reicht zurück bis in die Zeiten früher Hochkulturen. Eindrucksvolle Beispiele sind die Gärten der Babylonier und Perser – allen voran der Mythos um die hängenden Gärten von Babylon: Einer perfekten Synthese aus ästhetischem Grün, das der Erholung diente und funktionalen Aspekten wie Bewässerung und Landwirtschaft. Wasserbecken, Brunnen, Pavillons, Skulpturen und Pflanzen kamen hier bereits gestalterisch zum Einsatz – eine Tradition, an die zum Beispiel die islamische Gartenkunst anknüpfte und paradiesische Oasen mit Wasserläufen, Bäumen und Blumen schuf: kleine Himmel auf Erden.
Für Europa führt der Exkurs durch die Geschichte der Landschaftsarchitektur vor allem nach Griechenland und Rom. Griechischen Gärten waren meist nüchterne und naturnahe Anlagen, gewidmet der Philosophie und dem Sport. Ihre römischen Nachfolger hingegen wurden prächtiger und mit Terrassen, Säulengängen, Statuen, Mosaiken und exotischen Pflanzen Ausdruck des Reichtums ihrer Besitzer. Das Mittelalter dann behielt sich den gestalteten Garten vor allem seinen Klöstern und Burgen vor, hinter deren Mauern sie der Nahrungsmittelproduktion, der Heilkunde und der Meditation dienten. Erst die Renaissance führte den europäischen Garten zu neuer Blüte, vor allem in Italien und Frankreich, die im Barock gipfelt: als Ausdruck einer absolutistischen Herrschaft, die auch die Natur unterwirft, mit seinem wahrscheinlich eindrucksvollsten Beispiel, dem Garten von Versailles.
Die Landschaftsarchitektur, wie wir sie kennen, nimmt ihren Anfang im 18. Jahrhundert in England. Das British Empire entwarf das Konzept eines Gartens, der die Harmonie zwischen Mensch und Natur fördern sollte. Eine erste moderne Idee, die im Zuge der Industrialisierung immer wichtiger wurde und in der Landschaftsarchitektur bis heute Bestand hat.
Bild: Grkatz / Getty Images
Im Laufe der Zeit hat sich die Landschaftsarchitektur zu einer noch facettenreicheren Disziplin entwickelt, die es sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, Grün im urbanen Kontext neu zu definieren. Sie stellt sich der Herausforderung, Ästhetik mit ökologischem Bewusstsein und sozialer Verantwortung zu einem ganzheitlichen Ansatz zu verschmelzen. Der Landschaftsarchitekt darf heute also ein bisschen von allem sein: Künstler, kreativer Vordenker und Stratege. Denn Freiraum, der von uns überwiegend im Bereich des städtischen Wohnungsbaus geschaffen wird, soll nicht nur schön sein. Er muss vor allem den wachsenden Anforderungen der Menschen genügen und diese dann mit ökologischen Herausforderungen und finanziellen Vorgaben unter einen Hut bringen.
Ein zentraler Aspekt der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur ist die Betonung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die Gestaltung von Außenräumen erfolgt heute vor dem Hintergrund globaler ökologischer Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenknappheit. Landschaftsarchitekten sind gefordert, vermehrt umweltfreundliche Praktiken und Materialien in ihre Entwürfe einzuschließen. Grüne Infrastrukturen, wie beispielsweise Dachgärten, städtische Parks, Gemeinschaftsgärten, naturnahe Spielplätze oder Streuobstwiesen sind gute Beispiele dafür. Sie tragen zur Verbesserung der Luftqualität bei, reduzieren die Hitze in städtischen Gebieten und fördern die Artenvielfalt. Aber sie bieten eben auch den Menschen naturnahe Treffpunkte für Austausch und Kommunikation.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Resilienz von Landschaften. Die Städte sollen vorbereitet sein, auf die Folgen des sich verändernden Klimas. Wir Landschaftsarchitekten entwerfen deshalb zum Beispiel widerstandsfähige Grünflächen, die Überschwemmungen absorbieren, wir integrieren natürliche Wasserreinigungssysteme und schaffen Rückzugsräume in städtischen Umgebungen.
Es wird uns nicht langweilig werden, so viel steht fest. Denn der Blick in die Zukunft lässt vermuten, dass die Bedeutung von Landschaftsarchitektur besonders im städtischen Kontext weiterhin wächst. In Zeiten zunehmender Urbanisierung und Bevölkerungsdichte wird Planung von öffentlichen Räumen, Grünflächen und nachhaltigen Verkehrslösungen immer wichtiger. Sie ist aber auch entscheidend für die Lebensqualität in Städten. Die neuen Freiräume, die entstehen, sollten echte sein und ihrem Namen alle Ehre machen: lebenswert, zugänglich, gut nutzbar und schön – ein kleines Stückchen vom Paradies im urbanen Dschungel.
Bild: Grkatz / Getty Images
Was machen wir Landschaftsarchitekten? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Klar, wir entwerfen, planen und gestalten Landschaften, und das Spektrum reicht von Privatgärten über Parks bis hin zu Plätzen, Wohnanlagen oder Schulhöfen.
In einem konkreten Projektc sagen wir mal bei der Planung eines Schulhofs – und bevor wir entwerfen – starten wir mit einer Analyse des Standortes. Wie liegt der Raum, der gestaltet werden soll? Was sind die topografischen Besonderheiten? Gibt es zum Beispiel bereits Bäume, die erhalten und integriert werden sollen? Gibt es Tierarten, die geschützt werden wollen? Diese und viele andere Fragen müssen geklärt werden, und diese Analyse sollte gründlich geschehen, denn sie ist die Grundlage für alle weiteren Planungsschritte.
Im nächsten Schritt bringen wir die Ergebnisse mit den Wünschen und Vorstellungen des Bauherrn in Einklang und berücksichtigen städtebauliche Vorschriften. Und erst dann werden wir kreativ! Jetzt dürfen wir ein Konzept entwerfen und eine Vision für den Raum entwickeln. Auf dem Papier wird der Schulhof jetzt also konkret: Wege entstehen, Flächen werden begrünt, Bäume gepflanzt, Zäune gebaut, Sitzgelegenheiten aufgestellt, Spielflächen erschaffen. Der gezeichnete Plan ist ein erster wesentlicher Schritt Richtung Umsetzung. Aber wir gestalten hier nicht nur, sondern berücksichtigen bereits technische Aspekte wie Entwässerung, Beleuchtung und Materialwahl. Und schon jetzt arbeiten wir nicht nur eng mit dem Bauherrn, sondern auch mit dem Architekten des Gebäudes, Ingenieuren und anderen Fachleuten zusammen, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Das klingt nicht nur herausfordernd, es ist es auch. Aber es geht ja noch weiter:
Durch mehrere Phasen, die Architekturbranche nennt das Leistungsphasen, wird nun der Entwurf geplant, optimiert und feingetunt. Bis jedes Detail durchgeplant ist, vergeht schon einige Zeit und erst, wenn alles perfekt ist, geht es ans Bauen. Das machen wir nicht selbst. Aber unsere Aufgabe während der Bauphase ist es, die Umsetzung vor Ort sicherzustellen, vor allem aber den reibungslosen Ablauf auf der Baustelle zu überwachen. Und das bedeutet Koordinationstalent, Feingefühl und auch ein bisschen Durchsetzungsvermögen. Denn Landschaftsgärtner, Bauarbeiter und anderen Fachleute müssen eng und gut zusammenarbeiten, damit am Ende auch das herauskommt, was Bauherr und Landschaftsarchitekt sich wünschen. Und zwischen Organisation und Überwachung muss der Baufortschritt auch noch fleißig dokumentiert werden.
Die Fähigkeiten, die man für so einen Job braucht, liegen irgendwo zwischen Fachmann, Multitasker und Sisyphos und ja, so ein Projekt von vorne bis hinten zu planen und begleiten, ist oft kräftezehrend und nervenaufreibend. Aber: Wenn er dann daliegt, der neue Pausenhof, wenn spielende Kinder die kleine Landschaft vor der Schule lebendig werden lassen, wenn die Natur den Schulalltag anfassbar werden lässt, wenn es grünt und blüht, dann ist das für uns das größte Erfolgserlebnis und immer wieder jede Anstrengung wert.
Bild: Grkatz / Getty Images
Er soll ja grünen und blühen, unser Pausenhof, wie unsere anderen Projekte auch. Unsere Maßgabe ist immer: So viel Grün wie möglich. Natürlich für die Optik, aber eben nicht nur. Pflanzen sind echte Multitalente: Sie verbessern das Mikroklima, erhöhen die Luftqualität, reduzieren Lärm, stabilisieren den Boden, fördern Biodiversität, schaffen Lebensräume, liefern Nahrung, steigern das Wohlbefinden der Menschen und verschönern ganz nebenbei die Umgebung.
Nun kann man aber nicht beliebig drauflos pflanzen, und jeder, der einen Garten hat, weiß das. Bestimmte Standorte erfordern bestimmte Pflanzen, je nach Lage und Bodenbeschaffenheit. Aber es wären da auch noch andere Aspekte zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Pflanzengesundheit, die Pflege, die Kosten und die Nachhaltigkeit.
Uns, als Landschaftsarchitekten, die vor allem in Bayern tätig sind, liegt die Verwendung traditioneller und einheimischer Flora besonders am Herzen. Es ist uns wichtig, dass die Wahl der Pflanzen den Charakter des Projekts unterstreicht und hervorhebt, und dafür greifen wir lieber einmal mehr in die Traditionskiste als zu exotischen Gewächsen. So manche vergessene Pflanze hat dadurch eine kleine Renaissance erlebt und darf nun wieder Akzente setzen, Duft ausströmen, für Bewegung, Schatten und Sichtschutz sorgen. Und darauf sind wir ein kleines bisschen stolz.
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