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Kolumne von Gunna Wendt
Gedanken der Schriftstellerin zum Titelthema der Alternovum-Herbstausgabe 2024
München, 29. September 2024
Wohl kaum ein Begriff wird heute so inflationär verwendet wie "Kultur" – er findet sich in ganz unterschiedlichen, manchmal skurrilen zusammengesetzten Wörtern wieder wie Fankultur, Kulturtasche, Spaßkultur, Erinnerungskultur, Leitkultur. Sich gegen diese Beliebigkeit zu behaupten, ist nicht leicht – genauso wenig wie der Versuch, dem Begriff Kultur auf den Grund zu gehen. Mit Hilfe eines weiteren zusammengesetzen Wortes will ich es versuchen: "Kulturallmende" nennt Verena Nolte die gemeinnützige Gesellschaft, die sie 2011 gegründet hat, um Projekte in Literatur, Bildender Kunst und anderen Sparten der Kultur zu konzipieren und zu realisieren. Als deren Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin führt sie internationale Kunst- und Literaturveranstaltungen im In- und Ausland durch.
"Allmende", mittelhochdeutsch "almeine", bezeichnet das Gemeingut oder "commons", wie es heute auch geläufig ist. Verena Nolte betrachtet die Kultur als eine Allmende, als Gemeingut, das allen Mitgliedern der menschlichen Gemeinschaft zugänglich sein sollte.
In den Gemeinden, Städten, Bundesländern, Ländern und Staatengemeinschaften wie der EU ist Kultur eine freiwillige Leistung, über deren Umfang Gremien wie Stadträte und Parlamente je nach Haushaltslage und Engagement der Bürger, Vereine und Kulturinstitutionen entscheiden. Hohe Eintrittspreise gehören zu den Schwellen, die aus Kultur Hochkultur werden lassen und eher zur Abschottung beitragen. Mit der Gründung von Kulturallmende wollte Verena Nolte die Erfahrungen, die sie in kulturellen Institutionen gewonnen hat, in die Gesellschaft zurücktragen und Veranstaltungsformate umsetzen, bei denen es keine Schwellenangst gibt.
Eines der wichtigsten Projekte, welche die Kulturallmende ins Leben gerufen hat, trägt den Namen "Eine Brücke aus Papier". Seit 2014 werden unter diesem Motto Ukrainisch-Deutsche Schriftstellertreffen in der Ukraine und in Deutschland veranstaltet. "Wir sind ein lebendiges Kulturnetzwerk zwischen Ukraine und Deutschland oder dem deutschsprachigen Raum", so Verena Nolte.
Den Begriff Allmende kennt sie schon aus ihrer Kindheit. Im Nordschwarzwald, wo sie aufwuchs, sprach man von Allmende, wenn etwas der Allgemeinheit gehörte, wie der Wald oder die Gewässer. Als sie 2011 eine gemeinnützige Gesellschaft für internationale Kulturprojekte gründen wollte, sei sie auf der Suche nach einem Namen wieder auf die Allmende gestoßen, denn Gemeinnützigkeit schien ihr in diesem Begriff aufgehoben.
“Die Kultur war seit früher Kindheit ein `Lebensmittel´ für mich, ohne das ich nicht existieren konnte. Ich suchte immer ihre Nähe, erkannte aber, dass der Zugang nicht so einfach zu bekommen war. Ich weiß, dass der Besuch einer Ausstellung, eines Theaterabends, einer Literaturbegegnung usw. unser Leben verändern, Mut zu kreativem Denken, zu einer Lebensveränderung oder -korrektur machen kann. Tatsächlich haben nicht alle diesen Zugang zur Kultur und erschrecken sich eher vor dem Begriff. Doch ich bin überzeugt, dass jeder Mensch eine eingeborene Sehnsucht nach Kultur hat.”
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