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KWA-Interview
Fünf Fragen an die Kabarettistin Luise Kinseher
Luise Kinseher, Kabarettistin und Schauspielerin - Foto: Martina Bogdahn
München, 30. September 2023
Luise Kinseher: Meine Kindheit verlief relativ theaterfrei. Trotzdem hatte ich schon früh den Traum, auf der Bühne zu stehen. Konkret wurde das aber erst während meines Germanistik-Studiums in München. Was mich sicherlich geprägt hat: Mein Vater hatte sehr viel Humor. Den Witz, der in der Sprache und im Dialekt liegt, hab ich in der Familie aufgesaugt. Das war aber auch in mir drin, ist angeboren.
Er ist unfassbar präsent auf der Bühne. Seine Ausdruckskraft mit Sprache und Körper hat mich schon immer fasziniert. Sein Intellekt und die Art, wie er mit Dialekt umgeht, sind einzigartig. Seine Art, Kabarett zu machen, kommt aber aus einer Wut und einer Anti-Haltung. Das habe ich nie geteilt. Ich hab versucht, meinen eigenen Weg zu finden. Durch den Humor und den Witz, der aus den Figuren kommt, die ich spiele, versuche ich, mit dem Publikum etwas Verbindendes herzustellen. Ich will keine Schenkelklopfer produzieren, sondern eher zum Nachdenken oder Schmunzeln über sich selbst anregen, dabei vielleicht sogar einen Wiedererkennungseffekt erzielen.
Das unterschied sich völlig von meiner kabarettistischen Arbeit, war ja eine politische Veranstaltung. Die CSU-ler lachen bei Witzen über die SPD und umgekehrt. Es war trotzdem interessant, sich da einzuarbeiten. Und ich habe viel dabei gelernt. Zum Beispiel, noch mehr Präsenz zu zeigen, mich mehr zu trauen, mutiger zu sein. In der Figur der Mama habe ich mich nie auf eine Seite geschlagen, sondern den so wichtigen Zusammenhalt der Menschen gefordert – auch wenn sie hier und da unterschiedlicher Meinung sind.
In der Staatsoper zu spielen war eines der Highlights meiner Karriere. Mit einem Orchester und diesen großartigen Sängern arbeiten zu dürfen ist unvergesslich. Das war eine wirklich besondere Bühnenerfahrung. Fernsehen ist wiederum etwas völlig anderes. Franz Xaver Bogner hat wunderschöne Figuren entwickelt, die man gerne spielt. Da hab ich mich sehr wohlgefühlt. Das ist aber eine völlig andere Herangehensweise an das Genre Schauspiel als im Kabarett.
Natürlich ist so eine Tour anstrengend. Aber ich hab immer neue Ideen, wenn ich zur Ruhe komme, zum Beispiel beim Spazierengehen mit meinem Hund. Das diktiere ich dann ins Handy. Viele Kollegen machen konservatives Kabarett. Das geht einher mit der Spaltung der Gesellschaft. Themen wie Wärmepumpen, Gendern oder Veganismus werden plötzlich Feindbilder. Mir geht es beim Kabarett darum, Gedanken anzuregen und mich nicht auf eine Seite zu schlagen, um Lacher zu ernten. Es gibt nicht die richtige und die falsche Seite, sondern wir müssen einen gemeinsamen Weg finden, die Zukunft zu gestalten. Mit viel Liebe und Humor. Der beste Humor ist, wo Liebe und Weisheit sich küssen.
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